Mein Grossvater hat zuletzt bis 1962 in dem Haus gewohnt. Es war nach fast 100 Jahren schon damals erheblich sanierungs- und modernisierungsbedürftig. Aber erst 1982 begann eine Kampagne zur Erneuerung und Bewahrung.
 
Danken möchte der Verfasser dieser Zeilen besonders seiner Frau, Renate von Strauss und Torney, geb. Robe, die das gemeinsame Interesse an der Erhaltung der gebauten Familiengeschichte behutsam entwickelt hat und der letztlich die Erhaltung des Baudenkmals, dessen Abriß fast schon beschlossen schien, zu verdanken ist. Außerdem hat sie in allen weiteren Phasen die Arbeit an der Sanierung und Modernisierung verständnisvoll und positiv begleitet und alle auch schwierigen Phasen mit durchgestanden.

Möglich wurde dies dann mit der wirksamen Unterstützung des Landes Niedersachsen und seiner Denkmalpfleger, die den baugeschichtlichen Wert des Hauses erkannten, und in zahlreichen Bauabschnitten Finanzierungsmittel beisteuerten, die der Verfasser dieser Zeilen selbst nicht hätte aufbringen können. Daneben zeigte sich auch die Stadt Bückeburg zur Unterstützung bereit, in dem sicheren Bewußtsein, hier ein stadtgestalterisch herausragendes Baudenkmal erhalten zu helfen.
Ausserdem habe ich dem Kollegen Architekt Norbert Graf von Matuschka († 2013) für sein sehr persönliches, über das professionell Notwendige weit hinausgehende Engagement zu danken, mit dem er mit seinem Büro die verschiedenen Bauphasen fachlich betreut hat.
 
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Ansicht von Nordosten 2020
 
Bauabschnitte 1981 bis 2018
 
Im ersten Bauabschnitt 1981 wurde der desolate Keller trockengelegt. Fehlende vertikale und horizontale Feuchtigkeitssperren hatten ihn in eine unheimliche Tropfsteinhöhle verwandelt. Nach konsequenter Trockenlegung mit horizontalen und vertikalen Abdichtungen einschl. einer Drainage, dem Einbau eines Betonfußbodens und vollständigem Neuverputz des Mauerwerks beinhaltet er heute gut nutzbare Nebenräume.

Der größte Schritt zur Modernisierung des damals leerstehenden Hauses vollzog sich in den Jahren 1981 bis 1982: Mit dem kompletten ui Austausch der gesamten desolaten Haustechnik (Elektro, Sanitär, Heizung) und der liebevollen Restaurierung der zwei sehr großen Wohnungen im Erd- und im 1. Obergeschoss mit dem Einbau moderner Bäder, einer gasbefeuerten Warmwasserheizung , der Restaurierung der Deckenmalereien im Inneren, der gründlichen Überarbeitung der alten Eichenfenster und der vollständigen Renovierung aller Räume verwandelte sich eine bereits durch Vandalismus zerstörte Innenwelt in ein äußerst wohnliches Ambiente. Neben der Wiederaufmauerung der desolaten Westterasse wurde auch der total verwilderte Garten in einen vertretbaren Grundzustand versetzt. Hiermit waren die Voraussetzungen für eine Vermietung der beiden Wohnungen und die Refinanzierung der erheblichen notwendigen weiteren Kreditaufnahmen gegeben.

Im nächsten Schritt folgte 1984 die Rettung eines kleinen Nebengebäudes , vermutlich mit der ehemaligen Zweckbestimmung eines Hühnerstalls, dass ebenfalls zu verwahrlosen drohte. Es erhielt ein neues Dach und wurde im Mauerwerk restauriert. Eine Mauer, die zwischen Haupthaus und Gartenhaus den rückwärtigen Garten zur Straße abschirmte, konnte nicht mehr gerettet werden.

Die Sanierung des Ostgiebels, der dem Haus seinen typischen kirchenähnlichen Aspekt verleiht, folgte in einem nächsten Abschnitt erst 1986. (Die Ähnlichkeit zu zahlreichen niedersächsischen Kirchen ist jedoch nicht zufällig: der Architekt des Hauses, Conrad Wilhelm Hase hat in seiner Schaffenszeit allein im damaligen Königreich Hannover zahlreiche bedeutende und auch kleinere Kirchen errichtet und damit den Kirchenstil der Region im 19. Jahrhundert nachhaltig geprägt.) Der Giebel war baufällig und drohte einzustürzen. Er musste deshalb bis auf den gesunden Kern abgetragen und mit neuen Formziegeln, die nach alten Modellen gebrannt wurden, wieder aufgemauert werden. Seine Bauform leitet sich jedoch nicht vom Baustil gotischer Kirchen sondern von dem gotischer Bürgerhäuser ab, wie man sie heute noch in Lübeck, Stralsund oder Wismar findet.

Mit Krediten der Kreditanstalt für Wiederaufbau gelang dannn 1990-91 die Sanierung und Modernisierung sowie der Ausbau der Wohnung im Dachgeschoß, von wo man in großer Höhe auf die umgebenden Gärten blicken kann. Dies wurde wiederum verbunden mit der noch wichtigeren Generalsanierung des Daches, die wie alle anderen Maßnahmen auch in enger Abstimmung mit dem Denkmalpfleger erfolgte. Nun ist das Haus komplett bewohnt, das Dach auch saniert und die tägliche Arbeit der weiteren - unaufhörlichen - Sanierung in vielen kleinen und großen Dingen hält die Bauherrn weiter in Atem.

Im September 2009 wurde die lange überfällige Sanierung des Sichtmauerwerks der Fassade in Angriff genommen. Nach fast 150 Jahren war der Kalkmörtel der Fugen z.T. entfestigt, besonders an den wasserführenden Ecken, Fenstergewänden und im Sockelbereich.  Weicher gebrannte Ziegel aus der vorindustriellen Produktion des 19. Jahrhunderts haben durch Frosteinwirkung gelitten und mussten ausgetauscht werden. Dieses Vorhaben wurde großzügig unterstützt durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz e.V. (DSD), der ich für ihr Engagement ausdrücklich danken möchte. Hiermit ist der besondere Denkmalwert des Hauses noch einmal bestätigt worden.
Auch das Land Niedersachsen hat das Vorhaben dankenswerterweise aus Mitteln des Denkmalschutzes namhaft gefördert.

Die Maßnahme konnte im März 2010 abgeschlossen werden.

Von Juni bis August 2016 wurden als letzter Bauabschnitt die Westseite des Gebäudes und der Nordwesterker im Sichtmauerwerk saniert und der teilweise vorhandene Ziegelbehang erneuert. Das Land Niedersachsen und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz e.V. (DSD) haben auch diese Maßnahme namhaft unterstützt, nachdem wir den Ziegelbehang des Südwesterkers bereits 2015 in Abstimmung mit der Denkmalpflege erneuert hatten. 
Bückeburg, September 2016
 
Im September 2018 wurde der ehemalige Hühnerstall, das Nebengebäude nördlich neben dem Hauptgebäude, erneut im Fugenwerk und in den Formsteinen saniert. Die Sanierung von 1984 war mit Zementmörtel durchgeführt worden, eine Methode, die nach heutigen Erkenntnissen nicht sach- und fachgerecht war. Der passende Fugenmörtel muss so angemischt werden, dass er genau zu dem historischen Stein passt. Nur dann treten keine weiteren Schäden auf.  Nach weiteren 34 Jahren waren auch mehr Formsteine durch Frosteinwirkung beschädigt und mussten ausgetauscht werden. Die Maßnahme wurde dankenswerterweise durch die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt Bückeburg unterstützt.

Falko von Strauss und Torney